29. Januar 2025 | Wenn mein Kopf rast, hol ich mir manchmal ein Wort in den Sinn, das mich beruhigt oder fokussiert und meditiere darüber. Muße. Milde. Verständnis. Demut. Und in letzter Zeit sehr oft Frieden. Shanti ist ein Wort aus dem Sanskrit, der Ursprache des Yoga, das genau das bedeutet. Der innere aber auch der äußere Frieden. Und absolute Ruhe des Geistes.

Blaue Blume

Mit Shanti ist es so wie mit vielen Begriffen aus dem Kosmos des Yoga: Wir können sie auf unsere Innenwelt und auf das sogenannte Außen beziehen – denn wenn du mit der Yoga-Linse in die Welt schaust, sind innen und außen schlussendlich eins.

Offene Augen, weites Herz

So hilft mir Shanti gerade, nicht durchzudrehen. Ja, wirklich! Ich setzte mich so viel mit Weltgeschehen, Politik und Wirtschaft auseinander wie noch nie in meinem Leben. Auf einer Verstandesebene bin ich gerade oft überrascht, dass mich als das nicht in ein tiefes emotionales Loch reißt – die Nachrichten haben auf jeden Fall das Potenzial dafür. Meine Erklärung: Ich versuche meine Augen aufzumachen für den Schmerz und die Komplexität der Welt, gleichzeitig übe ich mein Herz für die Erfahrung von Verbundenheit offenzuhalten. Verbundenheit und Schönheit zu erlauben. Durch Yoga, Meditation, Tanz, Rituale, Breathwork und Naturmomente, durch Zeit mit meinen Herzmenschen.

Besonders berührt haben mich diese Woche die Worte der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer zum 80ten Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau, es geht um die Demokratie und die Menschlichkeit: „Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut, es gibt nur menschliches Blut. Wir sind alle gleich. Wir kommen auf die gleiche Art und Weise auf die Welt, also respektiere die Menschen.“

Weil du einen Unterschied machst

Shanti. Wie kannst du mehr von diesem Frieden kreieren, für dich, für andere, in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Geist? Bitte versuch nicht, Shanti wie eine Wandfarbe über deinen Schmerz zu pinseln. Aber sei dir bewusst, dass du in diesem lebendigen Netz ein wichtiger und unverzichtbarer Teil bist! Alles, was wir tun, sagen, nicht tun, nicht sagen, hat Auswirklungen auf ein kollektives Feld. Darum umgib dich mit Menschen, die dich bestärken. Geh an Kraftorte wie dein Yogastudio, wo du dich nach innen besinnen und sortieren kannst. Glaub daran, dass deine kleinen und großen Gesten der Freundlichkeit und Verantwortung in der Waagschale zählen. Und: Komm immer wieder zurück zu deinem Atem. Der Atem ist einer der mächtigsten Kräfte der Verbundenheit.

Shanti, Shanti, Shanti.

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Von Janine Schneider